Geöffnet 3. Mai – 26. Oktober 2025, Mi – So, 13.30 bis 17.00 Uhr
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Die Brienzer und Berner Oberländer Holzbildhauerei war von Anfang an stark von den wirtschaftlichen Entwicklungen und modischen Tendenzen abhängig. Entsprechend erlebte sie Blütezeiten und Krisen. Der wirtschaftliche Einbruch anfangs des 20. Jahrhunderts, verbunden mit der «neuen Sachlichkeit im Bauen und Wohnen» führten dazu, dass die Holzbildhauer kaum mehr Absatz oder Anstellung fanden. Nach 1974 setzte eine Renaissance des Holzbildhauerberufes ein. Die Liebe zum Natürlichen bewegte vermehrt junge Menschen zu diesem Handwerk. Obwohl es nicht mehr so viele hauptberuflich tätige Holzbildhauer:innen gibt, erfreut sich die «Schule für Holzbildhauerei» grosser Beliebtheit. Sie wird von Lernenden aus der ganzen Schweiz besucht.
Die Holzbildhauerei hat nun auch einen hohen touristischen Wert, die Region Brienz zieht als «Schnitzerdorf» Touristen aus aller Welt ins östliche Berner Oberland. Die Authentizität der alten Tradition, die Verbundenheit zum natürlichen Werkstoff und der Natur sowie die hochstehende, geschulte Kreativität der Künstler:innen begeistern Besuchende aus allen Kontinenten. Brienz gehört mit seiner starken Ausstrahlung zur Ferienregion Interlaken. … und einzigartige Erinnerungsstücke an eine schöne Reise in die Schweiz sind damit auch garantiert.
Die heutige Ed. Jobin AG wurde 1835 unter dem Namen J.M. Roetter, Stuffer & Cie. gegründet. Keiner der drei Gründer war Oberländer und keiner war Schnitzler. J.M. Roetter kam aus Baden-Baden D, Sebastian Binder aus Uders, Tirol A und Christian Stuffer aus dem Grödner Tal in Italien. Die Firma in Brienz diente als Lieferant für das Geschäft von Roetters in Baden-Baden, einer der damals modischen und eleganten Kurorte der reichen und mächtigen Europäer. Der Tod von Herrn Roetter 1860 spaltete die Firma: Ed. Binder, der Sohn von Sebastian übernahm das Brienzer Geschäft und Christian Stuffer dasjenige in Baden-Baden. 1887 erbte Eduard Binder jr. die Firma und zwei Jahre später lautete der Name Ed. Binder & Cie. Im Jahre 1926 übernahm der Sohn Eduard. Unter seinem Namen war die Firma in künstlerischer und wirtschaftlicher Hinsicht am erfolgreichsten. Nach dem Bankrott der Gebrüder Wirth um 1883 war die Firma Binder mit rund 200 Angestellten, wovon etwa die Hälfte in Teilzeit arbeitete, führend in der Branche. Zahlreiche weitere Schnitzler waren sogenannte „Freischaffende“. Der Export war ein wichtiges Standbein der Firma Jobin AG. Feste Vertretungen gab es in Lourdes und Lyon in Frankreich sowie im deutschen Hamburg. Ihre breite Holzwarenproduktion war die grösste in der Branche.
Der zweite Weltkrieg und die Tuberkulose-Erkrankung von Eduard Jobin brachte die Firma in finanzielle Schwierigkeiten. Eduard jr. übernahm die Firma und versuchte mit Bankkrediten über die Runde zu kommen. Er verkaufte Schnitzereien in US-Armee-Kantinen in Deutschland und erweiterte sein Sortiment mit Musikdosen sowie Souvenir- und Geschenkartikeln. Mit antiken Werken eröffnete er einen neuen kleinen Laden und ein Museum. Die Firma ist heute mit Flavius Jobin aus der fünften Generation nach Sebastian Binder in Familienbesitz.
Die Firma Huggler-Wyss AG wurde 1900 von Hans Huggler-Wyss, Sohn von Johann Huggler, gegründet. Hans trat in die Fusstapfen seines Vaters, aber er reagierte auch auf die Umwälzung in der dekorativen Kunstwelt Richtung moderne Ästhetik. Der Bruch mit der Tradition änderte die Produktelinie mit Tieren und Menschen nicht. Der Flachschnitt war ein neuer Weg, was nicht bedeutete, den alten zu verlassen.
Albert Huggler wurde Mitglied in der Firma seines Bruders Hans. Er wechselte aber später als Lehrer in die Schnitzlerschule. Alberts Sohn übernahm später die Leitung der Firma. Ein Grosssohn von Albert, Willy Huggler, arbeitete als Freischaffender auch für die Firma. Die Firma Huggler-Wyss war bekannt für hervorragende figurative Schnitzereien. Ihre Spezialitäten waren die Krippenfiguren, 26 verschiedene in den Grössen von 12 bis 63 cm.
Seit über 100 Jahren schnitzen nun die Schnitzler Figuren, welche das Handwerk in alle Welt hinaus bekannt machen. Dieses Handwerk und der klassische Stil der Huggler-Figuren wurden über Generationen von talentierten Bildhauern und Malerinnen weitergegeben und werden bis heute mit grosser Sorgfalt in den Werkstätten in Brienz ausgeübt.
Noch heute werden die original Schweizer Weihnachtskrippen geschnitzt, welche Hans Huggler-Wyss 1915 entwarf. Auch die traditionellen Trachtenfiguren sind ein beachtlicher Teil des heutigen Sortiments. Tierfiguren, gehäärte Bären, Adler, Madonnen und andere klassische Figuren gehören ebenso dazu und das Sortiment wird, angepasst an Kundenwünsche, laufend von kreativen Holzbildhauern erweitert. Ob klassisch oder modern, die Liebe zum Handwerk widerspiegelt sich in allen Produkten.
4 Generationen – Tradition und Qualität – auch im Touristenmagnet Interlaken
1898 eröffnete Albert Schild zusammen mit seiner Frau Martha Elisabeth an der Bahnhofstrasse 19 in Interlaken im Berner Oberland sein Spezialgeschäft für Holzschnitzereien. Die Firma produzierte im kleinen Rahmen vor allem Holzspielzeuge. Für das übrige Sortiment arbeiten sie mit der Firma Huggler Holzbildhauerei AG und auch mit verschiedenen freischaffenden Schnitzlern. Zusätzlich bestand damals eine Filiale im Hotel Palace in Montreux.
Ende 1920 trat sein Sohn Ernst in die Firma ein. Er erweiterte das Sortiment und führte selbst entworfene Holzspielwaren ein, die in der ganzen Schweiz vertrieben wurden. Heute ist davon noch die weit verbreitete handbemalte, rote Holzkuh mit Lederohren bekannt.
1973 übernahm sein Neffe Walter Andreas Fuchs mit seiner Frau Charlotte die Firma. Neben den Schnitzereien und Spielwaren aus Holz wurden nun «Swiss made»-Souvenirartikel ins Sortiment aufgenommen. Seit 1995 führt Kaspar Fuchs das Traditionshaus in der 4. Generation weiter.
Von 2006 bis 2016 betreibt die Albert Schild AG den Museumsshop im Landesmuseum Zürich.
Michel Abplanalp war eine der drei wichtigsten Firmen um 1860, neben Gebrüder Wirth und J.M. Roetter.
Ammann und Mühlemann in Bönigen war mit zwanzig Schnitzlern die grösste Firma.
Der Chef der Firma war Johann Mühlemann.
Sehr viel ist von dieser Firma nicht mehr bekannt, aber sie war eine der wenigen, welche ihre Schnitzereien signierte, besonders die ganz speziellen Werke, was für die Sammler sehr wichtig war. Die Firma war an verschiedenen Ausstellungen vertreten, wie Wien 1873, Philadelphia 1876 und Zürich 1883.
Laubscher war beides, Produzent und Einzelhändler. Sein dicker Katalog von 1910 zeigte viele Schachteln von Schmidiger und Chalets von verschiedenen Herstellern. 1950 bestand die Firma nur noch aus einem kleinen Laden und kurze Zeit später wurde dieser verkauft.
Die Meiringer Holzschnitzerei, war seit 1845 unter verschiedenen Namen bekannt: Klein und Söhne, Gebrüder Klein sowie Klein und Knittel. Später unter dem Namen MEHO, bekannt als führende Firma in der Holzschnitzerei mit 40 Angestellten. MEHO war die kleinere Version der Firma Binder, mit einer grossen Auswahl an Produkten, welche von Konkurrenten gekauft und verkauft wurden.
Wie auch Binder, gewann MEHO verschiedene Preise an Weltausstellungen wie 1873 in Wien und 1878 in Paris. Die Firma schaffte es durch den zweiten Weltkrieg, indem sie weitere Geschäftsfelder eröffnete wie «Do-it-yourself»-Schnitzen und Büroausrüstungen. Mitte der 1990-er Jahre ging die Firma in den Konkurs. Einige Jahre später brannte das Gebäude vollständig nieder.
In den 1880’iger-Jahren gab es eine Welle von neuen Firmen, so auch Schmidiger, welche vor allem schöne Möbel herstellte. Ornamente und spezielle Teile der Möbel wurden anderswo gefertigt, wie auch die meisten übrigen Schnitzereien. Schmidigers Geschäftspraxis richtete sich nach dem Grosshandels-markt. Die Firma erlosch ca. 1960 nach dem Tod der zweiten Generation.
Die Firma von Peter Trauffer war bekannt als Generalistin im Schnitzlergewerbe. Sie produzierte und verkaufte sämtliche Schnitzlereiobjekte in ihren drei Geschäften Brienz, Luzern und St. Moritz. Ein Aushängeschild der Firma war die Bärenschnitzerei. Die Firma arbeitete mehrheitlich mit freiberuflichen Schnitzlern aus der Region Brienz. 1950 wurde sie liquidiert und ihr Inventar zu einem Nominalwert an die Firma von Eduard Jobin verkauft.
Die Holzwarenfabrik in der Seematte, eine fast vergessene Geschichte von internationalen Erfolgen. Man schrieb das Jahr 1843, als der Kunstsachverständige Elsässer Eduard Wirth nach Brienz kam….
Eine besondere Geschichte